Anfrage Kurzbio
"Schick mir noch 'nen 10-Zeiler als Kurzbio, den reich' ich dann durch ;)"
Zehn Zeilen für über 55 Jahre Leben.Fast 30 davon als Lehrer, über 25 als Vater, und sonst auch noch so viel ...
Aber das könnte Spaß machen; also versuche ich es einmal.
Aufgewachsen bin ich in den Arbeitersiedlungen der westlichen Frankfurter Vororte, dort wo die Gegensätze deutlich spürbar sind - Königstein und Bad Soden; herausgeträumt habe ich mich mit Winnetou, Prinz Eisenherz und Robin Hood, aber auch mit Helden der sozialistischen Jugendliteratur aus der DDR - ich weiß gar nicht mehr, wie ich an diese Bücher gekommen bin, sie waren plötzlich da; 1968, mit dreizehn, begann meine politische Sozialisation mit den Fernsehberichten über den Willen zur Freiheit in Prag und in Paris - literarisch gab es da noch kein Pendant, jetzt waren die Medien TV und Film plötzlich wichtiger: Yellow Submarine, Easy Rider und Woodstock; in der Oberstufe eines Beruflichen Gymnasiums kam dann erst die einschlägige Literatur: Dieter Duhm, Karl Marx und Sigmund Freud haben mir die Welt erklärt, Günter Grass, Luise Kaschnitz, Heinrich Böll, Hermann Hesse, Allan Ginsberg, Max Frisch und Bertolt Brecht haben sie für mich interessant gemacht, der Frankfurter Häuserkampf brachte keine Literatur mit sich, hier gab es Musik z: B. Ton, Steine, Scherben; die Auseinandersetzung mit der RAF brachte mir Ulrike Meinhof aber auch Günter Wallraff, die Literatur der Arbeitswelt und die sozialkritischen Krimis von Maj Sjöwall/Per Walhöö ins Bücherregal (eine Leidenschaft, die geblieben ist - Krimis dieser Couleur habe ich mittlerweile meterweise); in dieser Richtung ging es auch im Studium weiter (Wirtschaftspädagogik an der Uni Frankfurt): Dario Fo, Franca Rama, Augusto Boal und immer wieder Bertolt Brecht beeinflussten meine Vorstellung vom Theater, das führte zu Franz Xaver Kroetz und Rainer Werner Fassbinder und auf der anderen Seite der Medien zu Werner Herzog, Alexander Kluge, Volker Schlöndorf, Francois Truffaut und Luis Bunuel neben Woody Allen und vielen anderen; im germanistischen Teil meines Studiums selbstverständlich auch alles was da Pflicht ist, das zähle ich jetzt nicht auf; die Frauenbewegung zeigte mir unter anderem, Die Scham ist vorbei, Le und die Knotenmänner und den Märchenprinz, daneben kam Literatur, die sich mit alternativen Welt- und Lebensentwürfen befasste, selbstverständlich wieder Karl Marx im Orginal und andere wie Lenin, die mich aber mehr abschreckten als antörnten, das besorgten Carlos Castaneda, Timothy Leary und Aldous Huxley; im weiteren Verlauf des Studiums, des Referendariats und des anderen Lebens kam viel, sehr viel dazu, ich versuche mich auf drei zu beschränken:
1. Zum Glück geht es dem Sommer entgegen von Christine Rochefort,
2. Buntspecht von Tom Robbins und
3. Puppenmord von Tom Sharpe
(allein die Widmung: für Fleisch III);
die letzten 20 Jahren Lehrerdasein an einer Beruflichen Schule in der Provinz haben meine Regale zum Bersten gefüllt, wobei es sicherlich nicht unerheblich war, dass plötzlich das Geld, das ich für Bücher ausgebe, nicht mehr gar so knapp ist wie früher, neben all dem, was man so liest und braucht, will ich auch dran bleiben und interessiere mich für das, was heutzutage so IN ist; im Bereich was dran ist, ist das zur Zeit mal wieder Franz Kafka und im anderen Bereich ist das Sibylle Berg und
Birgit Vanderbeke und ja, natürlich auch Filme: Die fetten Jahre sind vorbei haben mich wieder das Video Pourquoi pas herauskramen lassen und Gegen die Wand wartet noch auf einen filmischen Vergleich mit - ja, das weiß ich noch nicht - vielleicht mit Jonas, der im Jahr 2000 fünfundzwanzig Jahre alt sein wird?
So, mehr als 10 Zeilen - aber sind ja auch einige Jahre.