Freitag, 4. Januar 2013

... beim Aufräumen (2) …

So, heute waren die Bilder dran. Seitdem das Fotografieren nur noch Speicherplatz kostet und ich keine Filme mehr kaufen und Abzüge bezahlen muss, wird nahezu alles aufgenommen. Vieles brauche ich dann doch nicht mehr:
Vier arbeitende Kolleginnen und Kollegen in der Reinhardswaldschule, fast alle mit dem Rücken zum Objektiv aufgenommen - kann weg.
Ergebnisse der Gruppenarbeit auf der Flipchart von der selben Veranstaltung - braucht kein Mensch mehr.
Kollege M. in Aktion bei seiner Präsentation - schade, hätte ich behalten können, wenn nicht das Fenster hinter ihm alles überstrahlen würde und man ihn fast gar nicht erkennen kann.

Aber es gibt auch die anderen Bilder.
So diese:

Skulptur3Skulptur11


Eine Referendarin hat diese Skulpturen für ihr zweites Staatsexamen von ihren Schülerinnen und Schülern erstellen lassen. Gelesen wurde Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt.

Ich weiß auch nicht, warum so viele Fachbereichskonferenzen glauben, dass sie die Schülerinnen und Schüler in der Oberstufe glücklich machen und für die Welt interessieren, wenn sie sie klassenübergreifend zu dieser Lektüre verdonnern. Ja, sie hat ihre Berechtigung. Aber für alle? Und nur diese, ohne aktuelle Werke zu zeitgenössischen Varianten des Themas? Vielleicht weil sie in mehreren Klassensätzen vorhanden ist? Oder weil sie schon so oft unterrichtet wurde, dass keine Unterrichtsvorbereitungen mehr nötig ist?
Skulptur2

Na gut, wenn man sich und andere langweilen will. Also: Inhaltsangabe, sprachliche Analyse, Charakteristik der literarischen Figuren, gesellschaftspolitischer Kontext in der damaligen Zeit. (Da kenne ich mich aus und weiß sogar mehr als meine Schülerinnen und Schüler - wenn sie aber nach Facebook fragen würden …).

Hier wird jetzt gezeigt, dass es möglich ist, dem Werk doch noch etwas abzugewinnen. Einfach indem die klassische und für diese Menschen fast ausschließlich in der Schule relevante Charakterisierung der Figuren mit eigenständiger „künstlerischer“ Arbeit erweitert wurde:

Baue eine Skulptur, die die Eigenschaften einer der im Stück gezeigten Figuren deutlich macht. Nutze dazu Material, das du in deinem betrieblichen Alltag zur Verfügung hast (in diesem Fall waren es Auszubildende zum Fachlageristen/zur Fachlageristin) und stelle sie dann deinen Mitschülerinnen und Mitschülern aus der Nachbarklasse vor, die auch dieses Drama gelesen haben!


Skulptur4Skulptur5


Die so entstandenen Gespräche waren spannend, kontrovers und voller Leben. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass hier sehr viel verstanden wurde, weitaus mehr, als mit anderen Unterrichtsformen.

Der Deutschunterricht hat es manchmal schwer mit den Traditionen der beruflichen Schulen. Die Möglichkeiten und Chancen der kulturellen Praxis und eines handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts werden all zu oft nicht gesehen oder als irrelevant für die berufliche Ausbildung angesehen. Aber meine Erfahrungen als Vater von vier Kindern haben mir gezeigt, dass auch in den allgemeinbildenden Schulen die Situation im Deutschunterricht nicht wesentlich anders ist. Auch dort die öde Wüste des langweiligen Umgangs mit Literatur, der selbst die noch begeisterte Leserin (und Leser gibt es kaum noch in den Schulen) vergrätzt, statt sie zu fördern.

An der fachdidaktischen Diskussion scheint es nicht zu liegen. Dort ist alles längst bekannt und immer wieder gesagt. Ich selbst habe in meinem Referendariat (1983!) Kaspar H. Spinner entdeckt und schätzen gelernt. Sein Ansatz hat mich das ganze Leben hindurch begleitet und mir die schönsten Unterrichtsstunden geschenkt.

Auch gibt es in den beruflichen Schulen seit dieser Zeit vielfältige Ansätze von gutem Literaturunterricht, aber so ganz angenommen und akzeptiert wird er immer noch nicht.

Mein alter Schulleiter hat mir 1985 verwehrt, an einer mehrjährigen Fortbildungsveranstaltung in Theaterpädagogik teilzunehmen und ich hatte als junger und unerfahrener Lehrer nicht den Mut, mich richtig mit ihm anzulegen. Seine Worte habe ich heute noch deutlich im Ohr:

„Wir sind eine berufliche Schule, wir spielen nicht!“

Gut, dass meine Referendarinnen und Referendare heute viel mutiger sind, als ich damals war.

Skulptur6

Herzlich willkommen

... schön, dass du dir meinen Blog ansiehst. Mal sehen, was hier in der nächsten Zeit geschieht. Ich verspreche nichts, aber das halte ich wenigstens. Wenn es mir und anderen Freude macht, schreibe ich weiter.

Vielleicht solltest du zunächst die Texte dieser Spalte lesen, bevor du dich der rechten Spalte zuwendest, die die eigentlichen Beiträge enthält.

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... ein paar Zeilen, um mich kennen zu lernen ...

Ich bin Lehrer, seit über 25 Jahren und ich mache meinen Job immer noch gerne.

Seit über 5 Jahren betreue ich auch Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer in ihrem Referendariat und auch diesen Job mache ich gerne.

Und noch eins ist über die lange Zeit geblieben:

Ich will immer noch eine andere Schule, eine menschliche Schule, eine inspirierende Schule, eine Schule, die allen, die sie gestalten, Spaß macht.

Im Blog sollst du Alltägliches und Kurioses aus dem Schulalltag lesen können und dich mit mir freuen oder mit mir ärgern können.

Aber dir wird auch ganz Persönliches begegnen.

Ein paar ganz private Bilder, Fotografien und Gedanken zu dies und das, was mich beschäftigt und was mein Leben ausmacht.

Aus dem vorangestellten Menü kannst du nach deinen Wünschen auswählen, was du sehen willst ...

+ aus dem Schulalltag:
Wenn dich nur das interessiert.

+ so dies und das:
Wenn du auch das sehen willst, was mich über meinen Beruf hinaus interessiert und beschäftigt.

Und in den Bildergalerien findest du Fotos und Kritzeleien, die mir wichtig sind und für sich selbst sprechen sollten.

Über jede Anregung und jeden Kommentare von dir freue ich mich!

P.S.

Um meine Artikel zu kommentieren, müsst du dich bei twoday.net registrieren. Das verlangt mein Provider von dir zu meinem Schutz und dem Schutz meiner Seiten - wofür ich ihm dankbar bin.

... ein paar Worte zur Warnung ...

Kurioses, Alltägliches, bedeutsame oder bedeutungslose Anekdoten aus dem Schulalltag, alles was mich freut und ärgert, alles was mich zum Nachdenken anregt oder zum Schimpfen aufregt, all' das erwartet dich hier.

Ich will niemanden bloßstellen, werde versuchen die genauen Umstände meiner Erlebnisse und die beteiligten Personen soweit wie möglich für die Öffentlichkeit unkenntlich zu machen, aber trotzdem ehrlich aus dem Alltag berichten und meine ganz persönliche Sicht der Dinge veröffentlichen.

Deshalb sei vorsichtig und verzage nicht:

Ich erzähle nur Geschichten!

Niemand weiß, was wirklich wahr ist; es könnte so oder auch anders geschehen sein. Und wenn du dich wiederkennst, dann kann ich nichts dafür und deshalb verzeihe mir.

... mein Motto ...

"Es geht nicht darum, Wissen zu vermitteln, sondern empfänglich für diese Person zu sein und herauszufinden, wie ich ihr das nötige Werkzeug zu ihrer Weiterentwicklung geben kann."

Patrice Chéreau

Hoffentlich halte ich mich immer daran!

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Zuletzt aktualisiert: 13. Feb, 21:03

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