Wie riecht Schule?
Wetten, dass ich am Geruch eines Klassenraums feststellen kann, ob gerade eine Klassenarbeit geschrieben wurde und in welchem Fach und welche Grundhaltung der Kollege oder die Kollegin seinen Schülerinnen und Schülern gegenüber hat. Getoppt könnte das Ganze nur werden, wenn es mir gelänge, bereits am Ende der Klassenarbeit nur am Geruch die erreichten Noten voraussagen zu können. Summarisch in Form eines Notenspiegels traue ich mir das ohne weiteres schon zu.
Eine berufliche Schule riecht auch nach heißem Metall, nach Klebstoff, nach Holz und nach Farbe und häufig nach Essen. Allerdings viel zu selten nach Essen, das gemeinsam eingenommen wird, nach Festen und gemeinsamer Freude.
Der Geruch nach frisch gebrühtem Kaffe, morgens zwanzig vor acht, noch genügend Zeit, für einen Plausch, für ein paar Worte von Mensch zu Mensch und nicht nur unter Kollegen. Die Tasse unter der Nase, träumend von einer Zigarette dazu, was früher selbstverständlich war und heute unmöglich ist. Tja, wir haben geschworen, die Gesetze zu beachten. Unwissend, dass wir jetzt ein Gesetz beachten müssen, das es zur Zeit des Schwurs noch gar nicht gab.
Wie riecht Schule?
Schule riecht nach Gärung, nach Veränderung und danach, dass das Lernen als Gestaltung der Wirklichkeit nach unseren Wünschen doch möglich ist.
Dafür liebe ich sie, weil sie ist wie das Leben - auch wenn sie manchmal stinkt.